In einer Zeit, in der immer mehr Menschen auf ihre Gesundheit und Ernährung achten, steigt die Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln schnell an. Die richtige Balance von Vitaminen und Mineralstoffen ist entscheidend für unsere Gesundheit. Zu wenig kann zu Mängeln und Gesundheitsproblemen führen, aber auch zu viel ist nicht besser. Insbesondere bei Nahrungsergänzungsmitteln besteht das Risiko einer Überdosierung, besonders wenn diese hoch dosiert sind und zusätzlich zu angereicherten Lebensmitteln konsumiert werden.
Deshalb erarbeitet das Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), als eine führende Einrichtung in der Sicherheitsbewertung von Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, Vorschläge für Höchstmengen, die den Konsum dieser Stoffe sicherer machen sollen. Höchstmengenvorschläge sind daher essenziell, um Konsumenten zu schützen und einen sicheren Verzehr zu ermöglichen.
Das Konzept des Tolerable Upper Intake Level (UL) bezieht sich auf die höchste tägliche Aufnahmemenge eines Vitamins oder Mineralstoffs, bei der keine schädlichen Gesundheitseffekte für die allgemeine Bevölkerung zu erwarten sind. Dieser Wert wird nach gründlicher Prüfung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten zu den möglichen Nebenwirkungen einer Überdosierung festgelegt. Bei der Festlegung von ULs unterscheidet man zwischen wasserlöslichen und fettlöslichen Vitaminen sowie Mineralstoffen, da ihre Speicher- und Ausscheidungsmechanismen differieren.
(Formen von Vitaminen und Mineralstoffen und ihre Risiken der Überdosierung:)
- Vitaminen:
- Wasserlösliche Vitamine: Diese Gruppe von Vitaminen, zu der Vitamin C und die meisten B-Vitamine gehören, wird wegen ihrer wasserlöslichen Eigenschaften und der schnellen Ausscheidung durch die Nieren als sicherer angesehen. Allerdings gibt es Ausnahmen wie Vitamin B6, das bei hoher Dosierung und langfristiger Einnahme neurotoxische Effekte haben kann. Interessant ist auch der Fall von Vitamin B12, das in einigen Studien mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs in Verbindung gebracht wird, insbesondere bei Rauchern.
- Fettlösliche Vitamine: Vitamine A, D, E und K werden im Körper gespeichert und können bei Überdosierung toxische Wirkungen zeigen. Eine hohe Zufuhr von Vitamin A kann beispielsweise zu Leberschäden und anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Einige Formen von Vitaminen, wie das Provitamin Beta-Carotin, das im Körper nach Bedarf in Vitamin A umgewandelt wird, sind weniger wahrscheinlich mit Überdosierungsrisiken verbunden, da der Körper die Umwandlungsrate selbst reguliert.
- Mineralstoffe: Ähnlich wie Vitamine können auch Mineralstoffe bei einer Überdosierung gesundheitsschädlich sein. Zum Beispiel kann eine zu hohe Aufnahme von Eisen zu Leberschäden und Herzproblemen führen, während eine Überdosierung von Selen neurologische Schäden verursachen kann.
Hier sind die aktuellen Höchstmengenvorschläge des BfRs für ausgewählte Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln:
Nährstoff |
Hinweise |
Höchst-menge (pro Tag) |
Einheit |
Vitamin A |
|
0,2 |
mg |
Beta-Carotin |
|
3,5 |
mg |
Vitamin D |
|
20 |
µg |
Vitamin E |
|
30 |
mg |
Vitamin K |
Vitamin K1 |
80 |
µg |
Vitamin K2 |
25 |
µg |
|
Vitamin B1 |
Keine spezifischen Höchstmengen
|
|
- |
Vitamin B2 |
Keine spezifischen Höchstmengen |
|
- |
Niacin |
Nikotinamid |
160 |
mg |
Nikotinsäure |
4,0 |
|
|
Inosithexanicotinat |
4,4 |
|
|
Vitamin B6 |
|
3,5 |
mg |
Folsäure |
|
200
|
µg |
für Frauen im gebärfähigen Alter und Schwangere im ersten Trimester zur Reduktion des Risikos der Entstehung von Neuralrohrdefekten |
400 |
|
|
Vitamin B12 |
|
25 |
µg |
Biotin |
Keine spezifischen Höchstmengen
Einnahme kann Labortests verfälschen |
|
- |
Vitamin C |
|
250 |
mg |
Kalium |
|
500 |
mg |
Calcium |
|
500 |
mg |
Eisen |
Männern, postmenopausale Frauen und Schwangeren wird Eisen nur nach ärztlicher Rücksprache empfohlen |
6 |
mg |
Magnesium |
Es wird empfohlen, diese Menge auf zwei oder mehr Portionen pro Tag zu verteilen |
250
|
mg |
Zink |
|
6,5 |
mg |
Jod |
|
100
|
µg |
Schwangere und stillende Frauen |
150 |
|
|
Silizium |
Siliziumdioxid |
350
|
mg |
Kieselsäure |
100 |
|
|
Cholin-stabilisierte Orthokieselsäure |
10 |
|
|
Organisches Silizium |
10 |
|
|
Selen |
|
45 |
µg |
Kupfer |
Nicht für Kinder und Jugendliche |
1 |
mg |
Mangan |
|
0,5 |
mg |
Chrom |
|
60 |
µg |
Molybdän |
|
80 |
µg |
Bor |
Nicht für Kinder und Jugendliche |
0,5
|
mg |
Um Überdosierungen von Vitaminen und Mineralstoffen zu vermeiden, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen:
Verbraucheraufklärung verbessert das Bewusstsein für empfohlene Tagesdosen und die Risiken einer Überdosierung. Allerdings kann die Regulierung der Dosierung auf den Etiketten von Nahrungsergänzungsmitteln oft unzureichend sein, was irreführend sicher erscheinen mag, und spezifische Warnungen bezüglich Überdosierungen fehlen häufig, was das Risiko erhöht. Darüber hinaus gewährleisten fortlaufende wissenschaftliche Forschung und Überwachung, dass die Empfehlungen für Aufnahmemengen stets auf dem neuesten Stand sind und potenzielle Gesundheitsrisiken minimieren. Ärzte und Ernährungsberater leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag, indem sie individuelle Beratungen anbieten, die genau auf den persönlichen Gesundheitszustand und die Ernährungsbedürfnisse der Klienten zugeschnitten sind. Diese kombinierten Ansätze sind entscheidend, um die sichere Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln zu fördern und das Risiko einer Überdosierung zu minimieren.
Fazit
Die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vorgeschlagenen Höchstmengen für Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel stellen wichtige Leitlinien für die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Produkte dar. Diese Richtlinien tragen dazu bei, die gesundheitlichen Vorteile zu maximieren und das Risiko von Überdosierungen zu reduzieren. Es ist jedoch entscheidend zu erkennen, dass es sich bei diesen Empfehlungen um generelle Vorschläge handelt, die keine spezifischen Unterschiede hinsichtlich Geschlechts oder Körpergewicht berücksichtigen. Beispielsweise könnte eine einheitliche Dosierungsempfehlung für Personen unterschiedlichen Gewichts unangemessen sein. Zudem können individuelle Gesundheitszustände und Bedürfnisse erheblich von den allgemeinen Empfehlungen abweichen.
Für Verbraucher, Hersteller und Gesundheitsfachleute ist es daher wichtig, diese Vorschläge als grundlegende Orientierungshilfen zu verstehen und sie im Kontext individueller Umstände zu betrachten. Eine sorgfältige Anpassung und Bewertung der empfohlenen Aufnahmemengen nach persönlichem Gesundheitszustand und spezifischen Bedürfnissen ist entscheidend. Dies fördert nicht nur die individuelle Gesundheit, sondern schützt auch die Öffentlichkeit vor den Risiken, die durch eine pauschale Anwendung allgemeiner Richtlinien entstehen könnten.
Quellen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung. "Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln." Accessed at: bund.de.
- Bundesinstitut für Risikobewertung. "Höchstmengenvorschläge für Silizium in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln." [PDF]. Accessed at: bund.de.
- Bundesinstitut für Risikobewertung. "Aktualisierte Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln." [PDF]. Accessed at: bund.de.
- Institute of Medicine (US) Subcommittee on Interpretation and Uses of Dietary Reference Intakes; Institute of Medicine (US) Standing Committee on the Scientific Evaluation of Dietary Reference Intakes. "DRI Dietary Reference Intakes: Applications in Dietary Assessment." Washington (DC): National Academies Press (US); 2000. Chapter 6, "Using the Tolerable Upper Intake Level for Nutrient Assessment of Groups." Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK222879/.
- EFSA Panel on Nutrition, Novel Foods and Food Allergens (NDA), Turck, D., et al. (2022). "Guidance for establishing and applying tolerable upper intake levels for vitamins and essential minerals: Draft for internal testing." EFSA Journal, 20(1), e200102. https://doi.org/10.2903/j.efsa.2022.e200102.
- Fanidi, Anouar et al. “Is high vitamin B12 status a cause of lung cancer?.” International journal of cancer vol. 145,6 (2019): 1499-1503. doi:10.1002/ijc.32033