Du fragst Dich sicher, wie sich Nahrungsergänzungsmittel (NEMs) auf Deine Medikamente auswirken können, besonders wenn Du Veganer bist und NEMs verwendest, um Deine Ernährung zu ergänzen. In diesem Artikel werden wir uns genauer anschauen, wie NEMs und Medikamente miteinander interagieren können, und welche Auswirkungen das auf Deine Gesundheit haben kann.
Was sind Nahrungsergänzungsmittel (NEMs)?
Nahrungsergänzungsmittel sind Produkte, die Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, Enzyme oder andere Substanzen in konzentrierter Form liefern, um Deine Ernährung zu unterstützen. Sie können in verschiedenen Formen wie Tabletten, Kapseln, Pulvern oder Flüssigkeiten erhältlich sein.
Die Herausforderung: Wechselwirkungen zwischen NEMs und Medikamenten
Das Problem besteht darin, dass es potenzielle Wechselwirkungen zwischen NEMs und Medikamenten geben kann. Es gibt drei Hauptarten von Wechselwirkungen zwischen Substanzen (Xenobiotika):
- Direkte chemisch-chemische Interaktionen: Substanzen reagieren miteinander im Körper und können sich gegenseitig beeinflussen.
- Pharmakodynamische Interaktionen: Substanzen können die Wirkung anderer Substanzen verändern, ohne deren Konzentration im Blut zu beeinflussen. Dies kann additive oder antagonistische Effekte haben.
- Pharmakokinetische Interaktionen: Substanzen können die Absorption, Verteilung, Stoffwechsel oder Ausscheidung anderer Substanzen beeinflussen, was deren Konzentration im Körper verändert.
Lasst uns einen genaueren Blick auf die häufigsten möglichen Wechselwirkungen werfen:
- Vitamin K und Blutverdünner (z. B. Warfarin): Vitamin K ist entscheidend für die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren. Warfarin blockiert jedoch die Wirkung von Vitamin K, um das Blut zu verdünnen. Ein Überschuss an Vitamin K aus NEMs kann die Wirksamkeit von Warfarin verringern, indem es dessen Hemmung aufhebt.
- Eisen und Schilddrüsenmedikamente (z. B. Levothyroxin): Eisen kann die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen stören, indem es deren Bindung an Rezeptoren beeinflusst. Dies kann zu einer verminderten Wirksamkeit der Schilddrüsenmedikamente führen.
- Kalzium und Antibiotika (z. B. Tetrazykline): Calcium kann die Aufnahme von Tetrazyklin-Antibiotika verringern, indem es sich an die Medikamente bindet und die Bildung unlöslicher Komplexe verursacht. Dadurch wird die Verfügbarkeit der Antibiotika im Körper reduziert.
- Grapefruit und bestimmte Medikamente: Grapefruit enthält Verbindungen, die das Enzym CYP3A4 in der Leber hemmen. Dieses Enzym ist für den Abbau vieler Medikamente verantwortlich. Wenn es gehemmt wird, können die Medikamente länger im Körper verbleiben und höhere Konzentrationen erreichen, was zu verstärkten Wirkungen oder Nebenwirkungen führen kann.
- Folsäure und Methotrexat (bei rheumatoider Arthritis und Krebs): Methotrexat ist ein Folsäureantagonist, und die Einnahme von Folsäure-NEMs kann die Wirkung von Methotrexat verringern, was die Behandlung weniger wirksam machen kann.
- Magnesium und Antibiotika: Magnesium kann die Aufnahme von Antibiotika beeinträchtigen, indem es deren Resorption im Darm stört. Dies kann dazu führen, dass weniger Antibiotika in den Blutkreislauf gelangen und ihre Wirkung abschwächen.
- Vitamin D und Steroide: Hohe Dosen von Vitamin D können die entzündungshemmende Wirkung von Steroiden verstärken, indem sie in die Immunantwort eingreifen und Entzündungen hemmen.
- Kalium und ACE-Hemmer (z. B. Enalapril): Die Kombination von Kalium-NEMs mit ACE-Hemmern kann zu einem erhöhten Kaliumspiegel im Blut führen. ACE-Hemmer können die Ausscheidung von Kalium verringern, während Kalium-NEMs die Kaliumaufnahme erhöhen, was zu einer Kumulation führt und das Risiko von Herzrhythmusstörungen erhöht.
- Omega-3-Fettsäuren und blutverdünnende Medikamente (z.B., Warfarin): Omega-3-Fettsäuren können die Blutplättchenaggregation hemmen und die Blutungsneigung erhöhen, insbesondere wenn sie zusammen mit blutverdünnenden Medikamenten wie Aspirin oder Warfarin eingenommen werden.
- Vitamin E und Blutverdünner (z.B., Aspirin): Vitamin E kann die Blutgerinnung beeinflussen und die Wirkung von Blutverdünnern wie Aspirin verstärken. Dies erhöht das Blutungsrisiko.
- Kalzium und Bisphosphonate (bei Osteoporose): Die Einnahme von Kalzium-NEMs kann die Absorption von Bisphosphonaten verringern, die zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt werden. Kalzium kann die Resorption der Bisphosphonate im Darm hemmen.
- Vitamin C und Chemotherapie: Einige Studien deuten darauf hin, dass hohe Dosen von Vitamin C-NEMs die Wirksamkeit einiger Chemotherapie-Medikamente beeinträchtigen können. Dies liegt möglicherweise daran, dass Vitamin C als Antioxidans wirkt und die oxidative Wirkung der Chemotherapie verringert.
- Zink und Antibiotika (z.B., Tetracycline): Zink-NEMs können die Aufnahme von Antibiotika wie Tetracycline verringern, da sie in der Darmwand miteinander reagieren und schwer lösliche Komplexe bilden.
Tipps für die sichere Einnahme von NEMs und Medikamenten
Hier sind einige Tipps, um sicherzustellen, dass Du NEMs und Medikamente sicher kombinieren kannst:
Spreche mit Deinem Arzt: Informiere Deinen Arzt über alle NEMs, die Du einnehmen möchtest, und bespreche Deine aktuellen Medikamente.
Frag Deinen Apotheker: Frage Deinen Apotheker nach möglichen Wechselwirkungen und der besten Zeit für die Einnahme Deiner NEMs in Bezug auf Deine Medikamente.
Lies die Etiketten & Beipackzettel: Achte darauf, die Etiketten & Beipackzettel Deiner NEMs genau zu lesen und halte Dich an die empfohlene Dosierung.
Überwache Deine Gesundheit: Beachte Veränderungen in Deinem Wohlbefinden, während Du NEMs und Medikamente einnimmst, und informiere sofort Deinen Arzt über unerwünschte Reaktionen oder Symptome.
Regelmäßige Überprüfungen: Plane regelmäßige Gesundheitschecks, um sicherzustellen, dass Deine Ernährung und Medikation angemessen sind und keine Mängel oder Überschüsse auftreten.
Denke daran, dass die Wechselwirkungen zwischen NEMs und Medikamenten von vielen Faktoren abhängen können, einschließlich der spezifischen Medikamente und NEMs, der Dosierungen und individuellen Gesundheitszustände. Daher ist es ratsam, professionellen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass Du Deine Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sicher und effektiv einnimmst.
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