Orthopädische Probleme bei Senioren

November 08, 2024
Orthopädische Probleme bei Senioren
Veröffentlicht auf  Aktualisiert am  

Ein umfassender Überblick über Erkrankungen, Ernährung und Lebensstil.

Der demografische Wandel führt zu einer stetig wachsenden Anzahl älterer Menschen in der Gesellschaft. Mit dem Alter steigen jedoch auch die Risiken für verschiedene orthopädische Erkrankungen, die die Lebensqualität und Selbstständigkeit von Senioren erheblich beeinträchtigen können. Zu den häufigsten orthopädischen Problemen zählen Osteoporose, Arthrose und Sarkopenie. Dieser Artikel beleuchtet ausführlich diese Erkrankungen, mögliche Herausforderungen und wie eine gezielte Ernährung und Lebensstiländerungen zur Prävention und Verbesserung beitragen können. 

Häufige orthopädische Erkrankungen bei Senioren 

Osteoporose und ihre Auswirkungen auf die Knochengesundheit

Osteoporose ist charakterisiert durch eine verminderte Knochenmasse und eine Verschlechterung der Knochengewebestruktur, was zu erhöhter Fragilität und einem gesteigerten Frakturrisiko führt. Die Abnahme der Knochendichte ist oft das Resultat eines Ungleichgewichts zwischen Knochenabbau und -aufbau, welches durch hormonelle Veränderungen wie den Östrogenmangel nach der Menopause bei Frauen beschleunigt wird. Männer sind ebenfalls betroffen, jedoch in geringerem Maße und oft in höherem Alter. 

Mehrere Risikofaktoren tragen zur Entwicklung von Osteoporose bei, darunter genetische Veranlagung, niedriger BMI(Body-Mass-Index), Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und bestimmte Medikamente wie Glukokortikoide. Oft bleibt die Erkrankung asymptomatisch, bis es zu einer Fraktur kommt, was die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen unterstreicht. 

Einfluss von Nährstoffen: 

  1. Protein: Eine adäquate Proteinzufuhr (1,0–1,2 g/kg Körpergewicht pro Tag) ist entscheidend für die Knochengesundheit. Protein unterstützt die Kollagensynthese, die Struktur des Knochens, und erhöht den insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1), der die Knochenbildung fördert. 
  2. Calcium: Essenziell für die Knochenmineralisierung; eine tägliche Zufuhr von 1.000–1.200 mg wird empfohlen. Gute Quellen sind Milchprodukte, grünes Blattgemüse und angereicherte Lebensmittel. 
  3. Vitamin D: Fördert die Calciumabsorption im Darm. Ein Mangel kann zu sekundärem Hyperparathyreoidismus führen, der den Knochenabbau beschleunigt. Eine Zufuhr von 800–2.000 IE pro Tag ist oft notwendig. 
  4. Vitamin K: Wichtig für die Carboxylierung von Osteocalcin, einem Protein, das die Knochenmineralisierung unterstützt. Quellen sind grünes Blattgemüse wie Spinat und Grünkohl. 
  5. Magnesium: Beteiligt an der Knochenstruktur und dem Calciumstoffwechsel. Ein Mangel kann die Knochenfestigkeit beeinträchtigen. Enthalten in Vollkornprodukten, Nüssen und Samen. 
  6. Zink: Unterstützt die Osteoblastenaktivität und die Knochenbildung. Quellen sind Fleisch, Meeresfrüchte, Hülsenfrüchte und Nüsse. 
  7. Kupfer und Mangan: Beteiligung an der Kollagenvernetzung und Knochenbildung. Zu finden in Nüssen, Samen und Vollkornprodukten. 
  8. Vitamin C: Wichtig für die Kollagensynthese und antioxidative Abwehr. Reichlich vorhanden in Zitrusfrüchten, Beeren und Paprika. 
  9. B-Vitamine (B6, B12, Folsäure): Hohe Homocysteinkonzentrationen, die durch Mangel an diesen Vitaminen entstehen, sind mit erhöhtem Frakturrisiko verbunden. 

 

Arthrose und ihre Einflüsse auf die Gelenkfunktion  

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den Abbau von Gelenkknorpel und Veränderungen des subchondralen Knochens gekennzeichnet ist. Dies führt zu Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit der betroffenen Gelenke. Die Pathophysiologie der Arthrose beinhaltet sowohl mechanische Faktoren wie Überbelastung der Gelenke als auch biochemische Prozesse, die zu Entzündungen und Knorpeldegeneration führen. 

Risikofaktoren: für Arthrose sind unter anderem fortgeschrittenes Alter, Übergewicht, frühere Gelenkverletzungen, genetische Prädisposition und bestimmte Berufe, die repetitive Bewegungen oder Belastungen erfordern. Übergewicht erhöht nicht nur die mechanische Belastung der Gelenke, sondern fördert auch die Produktion proinflammatorischer Zytokine im Fettgewebe, die den Krankheitsprozess beschleunigen können. 

Einfluss von Nährstoffen: 

  1. Gesunde Fette: Reduzierung gesättigter Fettsäuren und Transfette zugunsten einfach und mehrfach ungesättigter Fettsäuren kann Entzündungen reduzieren. 
  2. Omega-3-Fettsäuren: Haben entzündungshemmende Eigenschaften und können Symptome lindern. Quellen sind fettreicher Fisch (Lachs, Makrele), Leinsamen und Walnüsse. 
  3. Antioxidantien (Vitamin C und E): Reduzieren oxidativen Stress in den Gelenken. Reichlich vorhanden in Obst, Gemüse, Nüssen und Samen. 
  4. Vitamin D: Kann entzündungshemmende Effekte haben und die Gelenkfunktion verbessern. 
  5. Selen: Antioxidatives Spurenelement, das Entzündungen reduzieren kann. Quellen sind Paranüsse, Fisch und Getreide. 
  6. Flavonoide und Polyphenole: Pflanzliche Verbindungen mit antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften, zu finden in Beeren, Trauben, grünem Tee und Olivenöl. 
  7. Glucosamin und Chondroitin: Körpereigene Substanzen, die den Knorpelstoffwechsel unterstützen. Supplementierung kann die Symptome bei einigen Patienten verbessern. 

 

Sarkopenie und der altersbedingte Muskelverlust

Sarkopenie bezeichnet den altersbedingten Verlust von Muskelmasse und -funktion, der zu Muskelschwäche, erhöhter Anfälligkeit für Stürze und eingeschränkter Lebensqualität führt. Die Pathophysiologie der Sarkopenie ist multifaktoriell und umfasst hormonelle Veränderungen, chronische Entzündungen, oxidativen Stress, verminderte Nervenversorgung der Muskeln und eine reduzierte Proteinsynthese. 

Risikofaktoren für die Entwicklung von Sarkopenie sind körperliche Inaktivität, inadäquate Proteinzufuhr, chronische Erkrankungen wie Diabetes und Herzinsuffizienz sowie soziale Faktoren wie Isolation und Armut. Eine ausreichende Proteinzufuhr ist entscheidend, um den Muskelabbau zu verlangsamen und die Muskelproteinsynthese zu fördern. Insbesondere die Aminosäure Leucin spielt eine wichtige Rolle bei der Stimulation der Muskelproteinsynthese. 

Einfluss von Nährstoffen: 

  1. Protein: Eine erhöhte Proteinzufuhr (1,2–1,5 g/kg Körpergewicht pro Tag) ist notwendig, um die Muskelproteinsynthese zu stimulieren. Besonders wichtig sind verzweigtkettige Aminosäuren wie Leucin. 
  2. Kohlenhydrate: Notwendig für die Energieversorgung und unterstützen die Proteinnutzung. 
  3. Vitamin D: Unterstützt die Muskelkraft und Balance, Mangel ist mit Muskelschwäche verbunden. 
  4. Antioxidantien: Schutz vor oxidativem Stress, der den Muskelabbau fördert. 
  5. Vitamin B12 und Folsäure: Wichtig für die Nervenfunktion und Muskelkoordination. 
  6. Creatin: Kann die Muskelkraft und -masse erhöhen, Supplementierung kann bei älteren Erwachsenen vorteilhaft sein. 

 

Die Bedeutung regelmäßiger körperlicher Aktivität im Alter 

Neben der Ernährung ist regelmäßige körperliche Aktivität ein entscheidender Faktor für die Erhaltung der Knochen- und Muskelgesundheit. Krafttraining kann die Muskelmasse und -kraft erhöhen, die Knochendichte verbessern und das Sturzrisiko reduzieren. Belastungsübungen wie Gehen, Tanzen oder leichtes Joggen stimulieren den Knochenstoffwechsel und fördern die Knochenbildung. 

Gleichgewichts- und Flexibilitätsübungen wie Tai Chi oder Yoga können die Koordination verbessern und helfen, Stürze zu vermeiden. Eine Kombination aus Ausdauer-, Kraft- und Gleichgewichtsübungen wird für ältere Erwachsene empfohlen, um die körperliche Funktion und Lebensqualität zu erhalten. Die Aktivitäten sollten an die individuellen Fähigkeiten und gesundheitlichen Bedingungen angepasst werden, idealerweise unter Anleitung von Fachpersonal. 

 

Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Implementierung 

Trotz der bekannten Vorteile können Senioren Schwierigkeiten haben, Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen umzusetzen. Appetitverlust, Kau- und Schluckbeschwerden, sensorische Veränderungen wie Geschmacks- und Geruchsstörungen, soziale Isolation und finanzielle Einschränkungen können die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen. Medikamente können die Nährstoffabsorption beeinflussen oder Nebenwirkungen wie Übelkeit verursachen. 

Individuelle Beratung durch Ernährungsfachkräfte kann helfen, Barrieren zu identifizieren und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Beispielsweise können energiedichte und proteinreiche Snacks eingeführt werden, oder die Konsistenz der Nahrung kann angepasst werden, um das Essen zu erleichtern. Gemeinschaftsprogramme und soziale Unterstützung können die Motivation erhöhen und die Compliance verbessern. 

Ein multidisziplinärer Ansatz, der Ärzte, Ernährungswissenschaftler, Physiotherapeuten und andere Gesundheitsfachkräfte einbezieht, ist entscheidend für den Erfolg. Regelmäßige Überwachung und Anpassung der Therapie können dazu beitragen, die Effektivität der Interventionen zu maximieren und mögliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen zu minimieren. 

 

Quellen: 

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  4. Fioravanti, Alberto, and Gioconda Collodel. "In Vitro Effects of Chondroitin Sulfate." Advances in Pharmacology, vol. 53, 2006, pp. 449-465, doi:10.1016/S1054-3589(05)53022-9. 
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  6. Valdes, Ana M., and Joanne Stocks. "Osteoarthritis and Ageing." EMJ, vol. 3, no. 1, 2018, pp. 116-123. 
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  8. Altman, R., et al. "The American College of Rheumatology Criteria for the Classification and Reporting of Osteoarthritis of the Hip." Arthritis and Rheumatism, vol. 34, no. 5, 1991, pp. 505-514, doi:10.1002/art.1780340502. 
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  10. Hochberg, Marc C., et al. "American College of Rheumatology 2012 Recommendations for the Use of Nonpharmacologic and Pharmacologic Therapies in Osteoarthritis of the Hand, Hip, and Knee." Arthritis Care & Research, vol. 64, no. 4, 2012, pp. 465-474, doi:10.1002/acr.21596. 
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  13. Bae, Seong-Hwan, et al. "Position Statement: Exercise Guidelines for Osteoporosis Management and Fall Prevention in Osteoporosis Patients." Journal of Bone Metabolism, vol. 30, no. 2, 2023, pp. 149-165, doi:10.11005/jbm.2023.30.2.149. 
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